Liebe Freunde des gepflegten Ausdauersports,
Am Sonntag habe ich wieder die Bedeutung des Wortes IRONMAN vor Augen geführt bekommen. Es war mal wieder eine ganz harte Nummer, von Anfang bis Ende. Trotzdem bin ich mit dem Wettkampf sehr zufrieden. Mein Ziel war ein zwölfter Platz in meiner Altersklasse (M45-49), welcher zur Hawaii-Quali reichen würde. Bei rund 460 gemeldeten Athleten allerdings ohne Frage ein ehrgeiziges Projekt.
Ich bin, wie einige von Euch wissen, ein, na sagen wir mal, mittelmäßiger Schwimmer. Ich gab nach dem Startschuß alles, kam aber trotzdem erst nach 1:09.21 aus dem Wasser. Total ausser Puste quälte ich mich die Böschung zur Wechselzone hoch. Ich musste schon hier gehen, konnte nicht rennen, meine Beine drohten zu krampfen. Na, das fängt ja gut an. Jetzt nur keine Hektik. Der Tag ist noch lang. Neoprenanzug aus, Helm auf, rauf auf’s Rad und jetzt – ganz wichtig – essen! Nur wenn ich jetzt vernünftig esse und trinke kann ich bis zum Ende Druck machen. Und so war es. In meiner Altersklasse schaffte ich mit 5:01.11 h den zweitbesten Radsplit. Schade: Die Spiridon-Express-Mission <5h wieder knapp verpasst, aber bei den Bedingungen trotzdem ok. Der starke Regen und der heftige Südwind machte uns allen schwer zu schaffen. Ich fuhr auf den langen Graden wie immer Vollgas und machte dort viele Plätze gut. In den nassen Kurven fuhr ich dagegen sehr vorsichtig mit Schrittgeschwindigkeit. Das kostet zwar etwas Zeit aber ein Sturz kostet das ganze Rennen. Und Stürze gab es aufgrund der nassen Straßen zu Hauf.
Der Gegenwind war teilweise so stark, dass die Regentropfen auf der Unterlippe wie Nadelstiche schmerzten. Kannte ich aber alles schon von meinen Trainingsrunden. Ich dachte nur: “Das soll ein Regenschauer sein? Da lach’ ich doch!”
Ich habe meinen Heimvorteil voll ausgespielt und alles in Grund und Boden gefahren. Mein Rad lief wie eine Eins. Das hat großen Spaß gemacht.
Und dann kam der Augenblick, für den ich meine Mega-Koppeleinheiten trainiert habe: Runter vom Rad und rein in die Laufschuhe. Und ab ging die Post. Die erste 10,5-km-Runde in 48.20, die zweite in 49.05. Soweit ok, aber ich war lange nicht so locker wie in meinen Trainingsläufen. Und dann wurde es hart. Die Beine wurden schwerer, die Schmerzen im Körper schlimmer. Nur 52.30 Minuten auf der dritten Runde. Erste Zweifel kamen auf. “Werde ich es durchstehen? Wird es vielleicht schief gehen mit der Hawaii-Quali? War alles umsonst?” Doch dann rief mir mein Bruder Stefan, selbst Ironman und am Sonntag Zuschauer, zu Beginn der vierten Runde zu: “Du musst noch zwei Plätze aufholen!” Er hatte den Zwischenstand im Internet abgefragt. Ich war 10,7 km vor dem Ziel noch Vierzehnter! Diese Information setzte neue Kräfte frei. Ich lief die letzte Runde, in der viele Läufer stark abbauen, wie aufgedreht in 49.00 Minuten und entschied noch einen packenden Sprint mit zwei vermeintlichen Kontrahenten wenige Meter vor dem Zielstrich erfolgreich für mich.
Diese Situation hatte ich schon hundermal vorher in Gedanken durchgespielt; Der Sprint nach 9 ½ Stunden auf der Zielgraden. Ich war darauf programmiert den gesamten Zielkanal mitzusprinten und erst auf den letzten zehn Metern rechts vorbeizugehen. Es hat voll hingehauen! Sie hatten keine Chance.
Marathon-Endzeit 3:19.26 h. Auch ok. Am Ende belegte ich den fünften Platz in meiner Altersklasse und übertraf damit das Ziel “Platz 12” deutlich!
Vielen Dank an all die lieben Menschen, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen und Sportkameraden, die mich an der Strecke unterstützt oder an mich gedacht haben. Vielen, vielen Dank Euch allen! Es hat mir wirklich sehr geholfen.
Thomas Tzschentke
Soweit der anschaulich und authentische Bericht von Thomas Tzschentke, dem Organisator der Radtrainingsgruppe des Spiridon Express.
Fotos von FinisherPix, Axel Pfeiffer und Carsten Goldhammer. Das Zielfoto wurde uns von FinisherPix zur Verfügung gestellt.
Ergebnisse
Name AK G.Pl AK.Pl Swim Bike Run Gesamt
Patrick Healy M30 68 20 51:31 5:11:30 3:14:51 9:22:55
Thomas Tzschentke M45 131 5 1:09:21 5:01:11 3:19:26 9:36:53
Alexander Minnert M40 609 148 1:04:01 5:27:22 3:56:36 10:33:18
Thomas Kuschnitzki M45 687 98 59:59 5:30:31 4:03:52 10:41:01
Lutz Richter M50 746 42 1:14:42 5:29:22 3:55:58 10:48:29
Boris Scharlowski M50 793 49 1:12:04 5:33:25 3:55:36 10:51:37
Thomas Selbach M45 868 133 1:09:14 5:32:33 4:06:37 10:57:49
Michael Durand M30 1177 249 1:10:12 6:14:20 3:58:07 11:35:20