Gerhard Schroeder - Ehrenpräsident

Bei der Mitgliederversammlung am 17. April 2008 wurde Gerhard als Ehrenpräsident gewählt. Gerhard gehört zu den Gründungsmitgliedern von Spiridon und war 25 Jahre als erster Vorsitzender aktiv. Dabei prägte er nicht nur das Vereinsleben maßgeblich, sondern war darüber hinaus aktiver Gestalter der Laufszene, auch über das Rhein-Main Gebiet hinaus. Lest mit seinen eigenen Worten, wie er zum Laufsport kam, was ihm der Sport bedeutet und was ihn sonst noch bewegt.

Gerhard Schroeder

geboren am 13. Mai 1933 und aufgewachsen in Hamburg. Die Bombenangriffe auf meine Heimatstadt habe ich ebenso miterlebt wie die ersten Nachkriegsjahre, die von Entbehrungen und Mangelwirtschaft gekennzeichnet waren.

Zeitweise spielte ich Handball, noch auf dem großen Feld, beim SC Victoria, einem ruhmreichen Verein, der gerade den Versuch macht, aus der Versenkung wieder aufzutauchen. Die Fußballmannschaft, die nach dem Krieg zeitweise erstklassig gegen den HSV und FC St. Pauli spielte, hat gerade den Aufstieg in die vierte Spielklasse geschafft. Daneben war ich begeisterter Straßenfußballer, ohne aber hierbei besondere Fähigkeiten zu entwickeln.

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Meine Berufswünsche zielten vorrangig in Richtung Straßenbahnfahrer oder Jurastudium. Entschieden habe ich mich dann für eine Lehre als Bankkaufmann. Geblieben ist bis heute ein besonderes Interesse für Straßen- und Eisenbahnen sowie für die NJW Neue Juristische Wochenschrift, die zu meiner bevorzugten Lektüre gehörte.

Als die damalige Bank für Gemeinwirtschaft, heute SEB, im Zuge der Fusion ihre Hauptverwaltung in Frankfurt etablierte, habe ich die mit einer Tätigkeit in Deutschlands „Bankenhauptstadt“ verbundenen Chancen einer beruflichen Weiterentwicklung wahrgenommen und bin nach Frankfurt gezogen.

Im Frühjahr 1975 erlebte ich den Start in ein neues Leben. Aufgrund einer Zeitungsnotiz beteiligte ich mich am 15. März an einer Taunuswanderung über 30 km. Ich kam mit dem Veranstalter, Philipp Schäfer, ins Gespräch. Er motivierte mich, am folgenden Tag, Sonntag, wiederzukommen und mich an einem 10 km-Volkslauf zu beteiligen. Nach 59 Minuten und 24 Sekunden war ich im Ziel, in Jeans und Straßenschuhen, dazu übergewichtig.

Von diesem Tag hat mich das Laufen nicht mehr losgelassen.

Es folgte: Kennenlernen von Wilfried Matzke, der zusammen mit seinen Eltern und großem persönlichen Engagement den zweiten Lauftreff in Deutschland an der Babenhäuser Landstraße in Frankfurt-Sachsenhausen aufbaute.

November 1975: Erster Marathon im Frankfurter Stadtwald. Die Zeit von 4:20 Std. war nebensächlich. Ich fühlte die Aussage von Manfred Steffny bestätigt: „Nach dem ersten Marathon beginnt ein neues Leben.“ Mein Gewicht normalisierte sich, das körperliche Wohlbefinden steigerte sich und mein Selbstbewusstsein wurde gestärkt.

10. März 1978: mit achtzehn Laufbegeisterten zusammen Gründung von Spiridon Frankfurt.
25 Jahre bis 2003 Vorsitzender des Vereins.

Vereinsziel: Förderung des Dauerlaufs für Alle. Ausbau des Lauftreffs ebenso wie Teilnahme an Volks- und DLV-Läufen und Durchführung von Laufveranstaltungen.

31. Dezember 1979: 1. Frankfurter Silvesterlauf an der Babenhäuser Landstraße.

Motivation für mich: eigene Glücksgefühle und mit viel Spaß, andere für das Laufen zu gewinnen und begeistern. Deshalb standen der Lauftreff und seine Förderung im Mittelpunkt meiner Aktivitäten. Parallel dazu entwickelte sich schnell die Freude an Wettkämpfen. Ich hatte, untrainiert und übergewichtig, die positiven Wirkungen des Laufens erfahren und wollte dieses Empfinden auf andere übertragen.

Bei Volks- und Straßenläufen im Rhein-Main-Gebiet war Spiridon häufig die Nr.1. Beim Hoechst-Marathon 1985 liefen über 100 Spiridonläuferinnen und –läufer durchs Ziel. Von den 89 Männern erreichten 21 Läufer Zeiten unter 3 Stunden, 62 Läufer blieben unter 3:30 Std.

Auch für mich war die Teilnahme an Wettkämpfen das Salz in der Suppe. Fast tägliches Training beim Lauftreff und regelmäßig Wettkämpfe an den Wochenenden. Etwa 80 – 100 km in der Woche.

Bestzeiten:

10.000 m Bahnlauf 37:07 min Riederwaldstadion 11.09.1980
10 km Straßenlauf 36:55 min Jügesheim 07.03.1981
Halbmarathon 1:19:51 h Leisel 30.06.1985
25 km Straßenlauf 1:35:09 h Neckarelz 28.02.1982
Marathon 2:54:35 h Neckarelz 16.06.1981


In meinen Lauftagebüchern sind bis jetzt 73 Marathonwettkämpfe verzeichnet. Jeder Lauf war ein besonderes Erlebnis. Höhepunkte waren neben den drei Reisen nach New York die Läufe auf der „schönsten Strecke der Welt“ in Hamburg.

Zu den Lieblingsläufen (Hamburg/New York) gehören auf jeden Fall die "Bertlicher Straßenläufe" mitten im Ruhrpott, nur einen Steinwurf entfernt von der Schalke-Arena. Bei dieser erstklassig organisierten Laufveranstaltung bin ich nicht nur wegen der besten Kuchentheke Deutschlands seit Jahren Stammgast.

Urlaubsziele: lieber Richtung Norden als Süden. Natürlich immer noch und immer wieder Hamburg. Nordsee von Sylt bis Emden.
Schönster Urlaub mit meinen Töchtern: Zwei Wochen Schottland mit jedem Tag Sonnenschein und schönstem Wetter. Kein Tropfen Regen. Dazu Whiskey aus der kleinsten Brennerei Schottlands.

Hobbys: Sport (Laufen aktiv; Fußball, Handball, Leichtathletik, Lieblingsverein Karlsruher SC). Besuch von Ausstellungen, Museen, Eisen- und Straßenbahnen, Frankfurt-Geschichte), Politik und Wirtschaft.

Kein Zweifel: Ich bin laufsüchtig. Nach zwei Knieoperationen 1994 und 2004 bestand wegen starker Arthrose wenig Hoffnung, wieder laufen zu können. Auch für meinen Orthopäden überraschend und fast unerklärlich kann ich heute wieder beschwerdefrei laufen und bin im Januar 2008 in Jügesheim über 10 km in der M 75 gestartet. Ob der erträumte 74. Marathon noch wahr wird? Da halte ich es mit dem Kaiser: „Schau´n wir mal“.

Im Dezember 2006 kam für mich völlig überraschend die Diagnose: Prostatakrebs. Drei Tage nach der Operation begann ich mit Schleich-Walking über Klinikflure und wurde wenig später von den OSTFRIESISCHEN NACHRICHTEN beim Volkslauf in Wiesmoor als ältester Teilnehmer erwähnt.

Zurzeit kann ich wieder jeden zweiten Tag 10–15 km ohne Beschwerden laufen und fühle mich insgesamt ausgesprochen wohl. Ich laufe nach der Devise: Wenn die Bestzeiten vorbei sind, fangen die guten Zeiten an und lebe nach dem Rat von Winston Churchill: „Never give up!“

Gerhard Schroeder, im Juli 2008

Nachruf auf Gerhard Schroeder

Am 20. April 2021 ist Gerhard überraschend verstorben. Am Vortag war er noch walkend im Frankfurter Stadtwald unterwegs.

Gerhard hat überragende Bedeutung für die Entwicklung von unserem Verein gehabt. Gerhard war in den ersten 25 Jahren von Spiridon der Motor und Initiator aller erdenklichen Aktivitäten des Vereins. Unvergessen, wie er die Gruppen des Lauftreff mit deutlich über 100 Teilnehmern Samstag für Samstag auf den Weg geschickt hat. Unvergessen die Laufreisen, am liebsten in seine Heimatstadt Hamburg zum dortigen Marathon, die er organisiert hat. Gerhard Schroeder hat die Bedeutung, die Spiridon Frankfurt für die Laufszene in Frankfurt gewonnen hat auch immer wieder dazu genutzt Frankfurt als Sportstadt zu fördern und die Verantwortlichen in die richtige Richtung, bspw. zum Frankfurt Marathon, zu schubsen. Über den Silvesterlauf hinaus hat Gerhard insbesondere auch den Halbmarathon Anfang März sowie dessen Vorläufer den Zehnmeilenlauf etabliert, der aus dem Laufkalender der Republik nicht mehr wegzudenken ist.

Aber lassen wir Gerhard doch selbst zu Wort kommen. Er hat am 25. Dezember 2020 beim Vorstand vom aktiven Läufer Leben verabschiedet. Es ist ein berührendes Dokument eines enthusiastischen Läufers. Wir werden Gerhard Schroeder ein ehrendes Andenken bewahren und ihn nie vergessen!

Das schrieb Gerhard am 25.12.2020:

„Moin aus Frankfurt-Oberbergsachsenhausen,

auch ein Läuferleben ist endlich. Nach mehreren Erdumrundungen habe ich mit einem Lauf im Frankfurter Stadtwald über 6 Kilometer bei sonnigem Wetter am 27. Juni mein Läuferleben beendet. Mit meinem „Management“ war ich einig: Das Laufen wird immer instabiler. Also bin ich auf das Nordic Walking umgestiegen und habe mir zur zusätzlichen Motivation einen neuen Heimtrainer gekauft. Mein Tagebuch zeigt heute 2.171 „Bewegungskilometer“ für dieses Jahr an.
Ich bin unverändert glücklich, dass ich mit Anfang Vierzig das Laufen für mich entdeckt habe.

Neben dem fast täglichen Lauf im Frankfurter Stadtwald war für mich die Teilnahme an Wettkämpfen immer das Salz in der Suppe. Fast jedes Wochenende war ich quer durch Deutschland über alle Distanzen zwischen 5 km und Marathon am Start. Ein Rätsel ist mir immer noch, daß ich trotz Flugangst dreimal beim New York-Marathon mitgelaufen bin.
Natürlich gehörten auch immer wieder Marathonstarts in Frankfurt und meiner Heimatstadt Hamburg zum Laufprogramm. Jeden meiner 73 Marathons empfinde ich auch heute noch als ein besonderes Erlebnis.
Spät, aber nicht zu spät habe ich die Straßenläufe in Herten-Bertlich entdeckt. Eine ausgesprochen familiäre, perfekt organisierte Veranstaltung mit der besten Kuchentheke, die mir in meinem Läuferleben begegnet ist. Mein Kuchenlob hat der SUS Bertlich mit einer Urkunde belohnt.

Mit zunehmendem Alter landete ich als Altersklassensieger auf dem Treppchen ganz oben, auch wenn ich immer öfter als letzter Läufer durchs Ziel lief.

Ich erinnere mich gut, dass der „Kniepapst“ Dr. Holder nach der Operation beider Kniegelenke mir den Rat gab, vernünftig zu sein und mich mit Spaziergängen im Stadtwald zu begnügen. Es kam anders. Es folgten noch viele Jahre traumhafter Lauferlebnisse, auch zahlreicher Wettkämpfe. „Stammgast“ war ich immer wieder zum Beispiel in Rüsselsheim und Wolfskehlen. Jährlicher Höhepunkt war der Laufurlaub in Ostfriesland. Köhlers Forsthaus in Aurich wurde bereits zum Jahresanfang gebucht. Die Buchhandlung am Wall sorgte für die tägliche FAZ. Im Kluntjehus in Moordorf gab es Bratkartoffeln mit frischen Nordseekrabben und Rührei. Und kein Besuch ohne von den Frauen des Moormuseums selbst gebackenen Kuchen mit Ostfriesentee von Thiele.
Beim täglichen Training am Ems-Jade-Kanal begegneten mir die Ostfriesen immer mit einem freundlichen „Moin‘“.
Deshalb bin ich ausgesprochen glücklich, dass ich zu meinen letzten Wettkämpfen im vergangenen Jahr beim Münkeboer Festtagelauf und dem Wittmunder Klinkerlauf gestartet bin:
Letzter im Ziel und Sieger in der Altersklasse nach einem Lauf, bei dem mich meine Fans an der Strecke über 5 km gefeiert haben.

Last not least: Spiridon Frankfurt ist ein wesentlicher Bestandteil meines Läuferlebens. Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war die Zeit, in der sich die Trimm-Dich-Bewegung ausbreitete. In Frankfurt war es Wilfried Matzke, der in Sachsenhausen zusammen mit seinen Eltern den zweiten Lauftreff in Deutschland gründete. Auf seine Initiative fand sich im März 1978 eine kleine Gruppe Laufbegeisterte zusammen und gründete „Spiridon Frankfurt.“ Bis 2003 habe ich über 25 Jahre den Laufverein als Vorsitzender geführt.
Gemeinsam haben wir den Verein zum Erfolg geführt, so dass Spiridon Frankfurt heute aus der Lauf- und Triathlon-Szene nicht mehr wegzudenken ist.

Ich würde mich freuen, wenn meine Fitness im Zusammenhang mit meinem „Ü-80-Anspruch“ auf bevorzugte Coronaimpfung im kommenden Jahr noch einmal für einen Walkingurlaub in Ostfriesland reicht. Bis dahin vermittelt mir die tägliche Walkingrunde im Frankfurter Stadtwald immer ein Erfolgserlebnis.

Ich wünsche ALLEN frohe Weihnachten und vor allem Gesundheit!

Gerhard“