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"von obbe nach unne" - 21. Juli - 3 5 2 1

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21. Juli -  3 5 2 1

GESCHAFFT !!!!!

Nach 3 Wochen, 5 Tagen, 21 Stunden und etwas ueber 6000 km, bin ich gestern in Algeciras/Gibraltar vom Rad gestiegen.
Meine Vision, Europa mit eigener Muskelkraft zu durchqueren und es dabei auf eine ganz besonderen Art und Weise wahrzunehmen, habe ich verwirklichen koennen. Mission erfuellt.

Aber so wieder Weg hierhin, ein schwieriger, bisweilen auch ein verbotener war, haette ich nie gedacht,dass es fast genauso schwierig ist, von hier wieder wegzukommen. Aber erst mal der Reihe nach.

Nachdem ich das "Stahlbad Barcelona" gluecklich hinter mir gelassen hatte, ging es weiter flott voran. Das lag vor allem daran, dass Wind & Bernhard endlich Freunde wurden. Schon der Mistral, der mir eigentlich im Rhonetal entgegenblasen sollte hatte keine Lust mehr und so schob mich der Wind geschwind Richtung Ziel.

Die groessten Schwierigkeiten hatte ich meist mit Landstrassen, die urploetzlich zu Autobahnen wurden. Umso suedlicher, desto schlimmer; aber immerhin auf dem besten Strassenbelag ganz Europas;-)

Von dem letzten 120 km, von Malaga hierher, waren 2/3 Autobahnen, oder autobahnaehnliche Strassen.
Weder Polizei noch spanische Radrennfahrer, sahen eine legale Moeglichkeit als Radfahrer nach Gibraltar zu gelangen. Fuer mich gab es nur die Moeglichkeit, in Malaga abzubrechen, oder das Adrenalin auszupacken( welches bei mir nur beim Anblick von Mohnkuchen so extrem auftaucht;-)) und durchzustarten. Obwohl schon ueber 200 km in den Beinen habe ich die letzten 40 km meiner Reise, mit Adrenalin im Blut und dem endgueltigen Ziel vor Augen, nochmal im 30Stundenkilometerschnitt bewaeltigen koennen. Um kurz vor 21.00 Uhr, gerade noch rechtzeitig, um meine Faehre nach Marokko fuer den heutigen Tag zu buchen, kam ich am suedlichsten Zipfel Spaniens an.

Heute war ich dann schnell einmal in Afrika. So dachte ich mir das wenigstens. Obwohl Hin- und Rueckfahrt laut den Versprechungen des Faehrunternehmens insgesamt nur 70 Minuten dauern sollten, sprangen nach 11 Stunden umstaendlicher Pass- und Zollkontrollen, Transfers und sonstiger Schwierigkeiten, nur 90 Minuten Afrika heraus. die Unterschiede im Leben dies- und jenseits des Mittelmeeres haben mich ein wenig an die kulturellen Unterschiede im Leben von Frankfurtern und Offenbachern erinnert,-)).

(Uebrigends: von diesem Hafen hier, bin ich genau vor 11 Jahren mit einem Frachtschiff nach Amerika gefahren)

Unterwegs, auf meinem letzten Abschnitt hatte ich natuerlich auch wieder ein paar nette Begegnungen:
z.B. 2 weitere Platten; mitten in einsamen, wuestenaehnlichen Landschaften, im Dreck und bei bestimmt 50 Grad in der Sonne.

Oder, ein Tankstellenbesitzer, der mich des Diebstahls bezichtigte, weil ich gerade in meiner total zerfledderten und abgenutzten Landkarte sah, die er auch selber neu verkaufte.

Oder, ein Hund der aus einem, Hof geschossen kam, sich mir in beaengstigender Weise naeherte und mir dadurch eine aussergewoehnliche Radsprintleistung abforderte.

Oder, 2 Polizisten, die sich ueber eine sehr lange Zeit hinweg wunderten, wie ein vollbepacktes Reiserad auf eine Autobahntankstelle gelangt sein koennte und mich dadurch noetigten, voellig unauffaellig, dauernd Essen und Trinken zu kaufen.

Oder auch eine Slapstickeinlage: In Rueckspiegel meines Helmes sah ich eine grosse Rauchfahne auf mich zukommen. Kurz hinter mir dann ein fuerchterlicher Knall, mir um die Ohren fliegende Teile und dann ein rauchender Autoreifen, der mich ganz alleine vor sich hinrollend, vorschriftsmaessig links ueberholte und dann 2 Meter vor mir scharf rechts in die Pampa abbog, waehrend der Autofahrer seelenruhig weiterfuhr.

Natuerlich bleibt mir auch das nette, suedafrikanische Rentnerpaar in Erinnerung, welches 5 Monate durch Suedeuropa radelt und mir durch den gemuetlichen Tritt eine Verschnaufpause goennte.

Oder, die 3 netten, aelteren spanischen Radrennfahrer, die nach meiner 2. Panne, alle ihre dabeihabenden Ersatzschlaeuche herausholten, den passnsten mir schenkten, um gefahrlos zum naechsten, 30 km entfernten, Radshop zu gelangen.

Oder, ein Radrennfahrer, der grusslos ueberholte, mich dann 20 km spaeter, nach der Fahrt durch eine Ortschaft, wieder ueberholte, mir eine gerade gekaufte, eisgekuehlte Wasserflasche rueberreichte und sagte" you are a hero" und dann wieder wortlos weiterfuhr.

Und zum wahrlichen Abschluss traf ich bei meiner Ankunft im Hotel einen Norweger, der mich fragte woher ich geradelt komme, ich mit "Nordkapp, Norwegen" antwortete und er nur schmunzelnd "never" sagte.

So, nun komme ich zum Ende, um nochmal ein bisschen im Internet wegen meiner Heimreise zu recherchieren, wie ich und mein Rad wieder nach Frankfurt gelangen koennten. Es kann ruhig 5mal solange wie ein Tagesflug dauern( hoffentlich finde ich etwas, um meinen Lesehunger zu stillen) und wird bestimmt auch 5mal so teuer werden, aber es kommt mir darauf an, meine bisherigen Art des langsamen Reisens auch weiterhin treu zu bleiben; wenn nur irgendwie moeglich. Die bisherigen Auskuenfte bei der spanischen Bahn (" nicht moeglich") und aller Busgesellschaften( " nur ganz klein verpackt und nur bis Barcelona") sind nicht gerade vielversprechend. Die Flughaefen sind sowieso nicht mit dem Rad zu erreichen. Mal sehen was mir noch so einfaellt.

Vielleicht verpacke ich mich selbst( mit meinem Rad) und verschicke mich mit DHL. Also, wenn bei Euch ein grosses Paket vor der Tuere steht, vorsichtig aufmachen, ich koennte zum Vorschein kommen. Wie und wann es mir gelungen ist, wieder nach Frankfurt zu kommen, erfahrt Ihr dann, zusammen mit einem kurzem Fazit, durch meine letzten Mail.

Bis bald in Frankfurt, Bernhard

 

25. Juli - widder middedrin
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